Noé Henseler auf dem Podest

Noé Henseler ist Europameister

Noah Rieder, Ursina Jäggi und Adrian Jäggi

Adrian Jäggi holt Bronze mit Mixed-Staffel

Wir gratulieren Noé und Adrian bestens zu ihren herausragenden Platzierungen an der Mountainbike-OL-Europameisterschaft in Loulé, Portugal.

Noé Henseler auf dem Weg zum Europameistertitel

Noé brillierte gleich im ersten Rennen in der Mitteldistanz: Rang 1 und somit Europameister in der Jugend-Kategorie. In der Langdistanz und im Sprint bei der Jugend sowie der Staffel bei den Junioren zeichnete er sich durch eine eindrückliche Konstanz und cleveres Rennverhalten aus. In jedem Rennen belegte er einen Rang in den ersten Sechs und holte sich gleich drei Diplome. Siehe: https://www.swiss-orienteering.ch/de/news/bike-ol.html

Adrian Jäggi als Zielfahrer in der MIxed-Staffel

Adrian Jäggi überzeugte am zweiten Renntag beim Massenstart trotz eines defekten Reifens mit dem 7. Rang. Sein bisher bestes Ergebnis als Elite-Fahrer. In der Mixed-Staffel holte er überraschend Bronze mit Ursina Jäggi und Noah Rieder. Adrian Jäggi zeigte in diesem Rennen eine taktische und kämpferische Meisterleistung. Dadurch sicherte er die erste Medaille für ein Schweizer Elite-Team im Mixed Relay seit über 10 Jahren (2012). Siehe: https://www.swiss-orienteering.ch/de/news/bike-ol.html

Noé gibt uns Einblick:

Noé, wie war die Vorbereitung? Hattest du gemerkt, dass du in Top-Form warst, oder kamen die Leistungen überraschend?

Ich trainierte für die EM seit dem Neujahr und konnte so mit einer guten Physis starten. Zudem bereitete ich mich mit Google Street View auf jedes Rennen vor. Das half mir besonders in der Mitteldistanz und Langdistanz, um mich in den Dörfern zu orientieren. Ich setzte mich vor dem ersten Rennen stark unter Druck, da ich wusste, dass viel möglich ist, jedoch kann man in der Mitteldistanz auch sehr schnell Fehler machen, die einen viel Zeit kosten.

Was bedeutet dir der errungene Europameistertitel? Und der “Plämpu”?

Dieser motiviert mich natürlich für die kommenden Meisterschaften im nächsten Jahr. Jedoch zeigten mir die weiteren Rennen, dass nahezu alles zusammenspielen muss, um aufs Podest fahren zu können.

Mit dem “Plämpu” verbinde ich viele gute Erinnerungen, der für mich schönen Europameisterschaft.

Dein Vater reiste ebenfalls kurz vor dem ersten Rennen an. Wie konnte er dich unterstützen?

Er hat mich und das Team, wo es nötig und möglich war, wie z. B. im Notfall Wassermelonen aufzutreiben, unterstützt.

Du freutest dich am meisten auf die Junioren-Staffel. Flurin Schnyder kanntest du ja schon, Silas Lützelschwab kam neu dazu. Wie erlebtest du dein Team?

Wir haben alle untereinander einen respektvollen und lustigen Umgang, so konnten wir mit viel Freude in die Staffel starten. Dass es am Schluss für den vierten Rang gereicht hat, ist um so schöner.

Welche internationalen Kontakte mit anderen Fahrer:innen bleiben dir in nachhaltiger Erinnerung?

Ich habe mich viel mit Tomas Zçrnik, Matteo Traversi oder Eemil Koskkinen unterhalten. So konnten wir über unsere Routen nach dem Wettkampf diskutieren oder Spass am Bankett haben.

Was meint dein Haupt-Sponsor Thömus zu deinem Erfolg?

Diese Frage kann ich nicht für ihn beantworten. Aber es ist natürlich schön, wenn ich mit diesem Sieg Thömus etwas zurückgeben kann.

Wie geht es nach diesem Höhepunkt nun weiter mit deiner Bike-OL-Saison?

Anfangs Juli werde ich in Tschechien meine MTBO-Fähigkeiten im Trainingslager u. a. mit Wettkämpfen verbessern. Im Herbst folgen die Wettkämpfe der nationalen MTBO Swiss Cup Serie.

Als Bike-Saison Höhepunkt ist der Eigerbike-Marathon geplant. So kann ich mich auch auf physischer Ebene mit Athleten aus der “Bike-Szene” vergleichen.

Adrian, der Teamleader Elite, gibt uns Einblick:

Adrian, welches Fazit ziehst du für dich von dieser Europameisterschaft?

Ein sehr positives, auch wenn zwei von vier Rennen nicht nach meinen Vorstellungen liefen. Im Middle sowie im Sprint konnte ich nicht mein Potential abrufen. Auch wenn mir längere Distanzen besser liegen, wäre da deutlich mehr drin gelegen. Im Massenstart war alles auf meine Fähigkeiten ausgerichtet: Es war steil und gab viele Höhenmeter zu bewältigen, und es war heiss. Ich denke ich kann allgemein die Hitze deutlich besser vertragen als andere Athleten, was an diesem Tag sicher ein Vorteil war.

Wie fühlst du dich in der Lage als Teamleader?

Diese Rolle ist dank unserer sehr erfahrenen und engagierten Trainerin Christine nicht allzu gross. Aber klar gebe ich gerne meine Erfahrungen, die ich während den vergangenen 8 Jahren im Bike-OL-Leistungssport gesammelt habe, an die Jungen weiter.

Während des Rennens am Massenstart hast du deinen defekten Reifen «fliegend» während eines Aufstiegs repariert. Bist du zugleich auch Servicemann für deine Bikes? Inwiefern unterstützt dich dein Sponsor Velo-Art dabei?

Es war ein langsamer Defekt, und dank der Dichtmilch im Reifen reparierte sich der Defekt von selbst. Ich überprüfte beim Hochrennen (eher Klettern) fliegend, indem ich zuerst die Patrone bereit machte und dann überprüfte, ob ich ein Tubeless Würmchen brauche oder ob das Loch klein genug ist, damit die Milch dichtet. Ich konnte dann zuoberst nur kurz die Patrone rein lassen und weiterfahren, der Zeitverlust betrug ca. 20’’, die Route, die ich wegen des Defekts gewählt hatte, war zusätzlich ca. 30’’ länger, also fast nichts.

Ich bin mein eigener Servicemann, sowohl zuhause als auch unterwegs. Bei Velo-Art gebe ich oft nur aufwändigere Reparaturen, wie z.B. einen Gabelservice in Auftrag.

Du verfügst über ein eindrückliches Wissen als Mountainbike-Fahrer. Wie die vier Rennen gezeigt haben, lassen sich Erfolge trotzdem nicht einfach so planen. Was hat deiner Einschätzung nach in der Mixed-Staffel zur Bronze-Medaille geführt?

Der Weg zu Bronze wurde zuerst einmal durch sehr stabile Leistungen meiner Teamkolleg:innen geebnet. Ich konnte als 6. mit weniger als 2’ Rückstand auf die Spitze mein Rennen starten. Ich konnte meine Strategie gut umsetzen und meine Stärken an den steilen Anstiegen ausspielen. Beim 10. Posten gab es einen grossen Zusammenschluss und wir waren gut sechs Fahrer zusammen. Mir war nicht bewusst, dass wir die Spitze des Rennens bildeten. Beim Posten 12 unterlief dann allen, bis auf Teemu Kaksonen und Riccardo Rossetto ein Fehler. Ich konnte mich am schnellsten auffangen und war so an 3. Stelle, verlor aber ca. eine Minute auf die Spitze. Teemu machte dann noch einen Fehler, und Riccardo fuhr kurz vor dem Übergang einen Platten ein. So fand ich mich ganz am Schluss nur noch 13 Sekunden hinter Gold im Ziel wieder, der Titel wäre drin gelegen. Aber auch so bin ich mehr als zufrieden mit der Medaille!

In der World Ranking List bist du als bester Schweizer auf Rang 17 vorgerückt. Was heisst das für dich?

Das World Ranking ist aktuell nicht so aussagekräftig, da der Modus kürzlich umgestellt wurde und meiner Meinung nach da noch etwas schief gegangen ist. Meine bisher beste Platzierung war Rang 12, und mein Ziel ist es sicher mich in der Top15, also in der letzten Startgruppe, festzusetzen.

An dieser Europameisterschaft wurden meines Wissens zum ersten Mal täglich Interviews mit euch auf Youtube angeboten. Wie hast du das erlebt? Wie wichtig ist Social Media für eure Sportart?

Wir versuchen immer wieder neue Wege, die Wettkämpfe unseren Supportern und Fans näher zu bringen. Da die Möglichkeiten, die Rennen live zu verfolgen, diesmal äusserst beschränkt waren, nutzen wir ein neues Format. Zusammen mit den sehr spannenden Berichten von Silas konnten wir so trotzdem etwas Nähe schaffen. Social Media ist allgemein sehr wichtig, da wir so zeitnah und mit attraktiven Bildern (von Noé und Patrick, danke!) von unseren Rennen erzählen können und Sponsoren auf dem Laufenden halten können, sowie für sie etwas Publicity schaffen können.

Wir danken Noé und Adrian für ihre Beiträge und wünschen den beiden alles Gute für die weitere Bike-OL-Saison.

Text: J. Bill
Fotos: P. Henseler