ADRIAN JÄGGI UND SIMON BRÄNDLI STARTEN. (Quelle: Sportograf)

 «Einmaliger Traum und cooles Abenteuer in Südafrika»
„Dr Adrian Jäggi het mit em Simon Brändli am Cape Epic (630km/16650 m HD) teilgnoh und het dr 40. Gsamtrang beleit“, so die erste Kurznachricht.

Grund genug sich auf Spurensuche zu machen: Die beiden Bike-OL-Spitzenathleten Simon Brändli und Adrian Jäggi, amtierende Bike-OL Weltmeister bei der Elite und den Junioren über die Mitteldistanz, qualifizierten sich für das prestigeträchtige Abenteuer und kamen als Team «#suimtbo racing» zu einem begehrten und teuren Startplatz. Traum jedes ambitionierten Bikers!

Adrian Jäggi, die OLG Biberist SO gratuliert dir ganz herzlich zu deinem super Rennen. Wir sind stolz auf dich und gleichzeitig neugierig mehr von dir zu erfahren:

Wie hast du dich auf diesen achttägigen Bike-Marathon vorbereitet?
Wie sah die physische und mentale, aber auch die finanzielle Vorbereitung aus?

Seit November habe ich mein Training hauptsächlich aufs Cape Epic ausgerichtet. Zusammen mit meinem neuen Trainer Benoît Babey habe ich verschiedene neue und vor allem längere Intervall-Trainings absolviert und so meine Form markant steigern können. Der Leistungstest anfangs Februar zeigte einen riesigen Sprung in meiner physischen Entwicklung, und das im Vergleich zum Juli 2018!
Mental habe ich mich eigentlich nicht speziell vorbereitet. Wir wussten, dass es lang und hart wird, aber wir waren dennoch überrascht, wie lang und hart es wirklich war. Speziell darauf vorbereiten kann man sich eigentlich nicht, aber Erfahrungen aus anderen Marathon(-Etappen)-Rennen helfen auf jeden Fall.
Das Startgeld fürs Cape Epic war mit fast 6000CHF ein grosser Brocken. Dank einem sehr erfolgreichen Crowdfunding-Projekt auf ibelieveinyou.ch konnten wir uns aber diesen Traum verwirklichen. Auch an dieser Stelle nochmals einen herzlichen Dank an alle Unterstützer, es hatte auch etliche aus der OLG!

Welche Renntaktik hast du mit deinem Partner Simon Brändli verfolgt?

Unser Ziel formulierten wir so: So schnell wie möglich ins Ziel kommen, mit Betonung auf ins Ziel kommen. Bei diesem Rennen kann so viel passieren, und ein Sturz kann schnell mal schwere Verletzungen oder irreparable Schäden nach sich ziehen. Deshalb wollten wir einfach ins Ziel kommen, aber dies natürlich schon so schnell wie möglich. Es lief darauf hinaus, dass wir eigentlich jeden Tag voll ans Limit gingen, und manchmal auch darüber hinaus.

Welche besonderen Herausforderungen bot das Rennen nebst der Ultra-Distanz von 680 km und rund 17 000 Höhenmetern?
Wie waren die Streckenführung, die klimatischen Bedingungen und wie hast du dich verpflegt?

Das Rennen findet teilweise in absoluter Wildnis, fernab von jeder Zivilisation, statt. Es gab Etappen ohne einen Meter Asphalt, und die Kieswege sind auch bei weitem nicht so wie wir sie hier in der Schweiz haben. Man war konstant am Kämpfen, sei es mit dem Untergrund, dem Wind, der Vegetation, dem Sand oder sich selbst. Das Wetter war sehr angenehm. Nur die letzten drei Etappen waren mit über 30°C sehr heiss, an den anderen Tagen war es mit 20-25°C angenehm warm. Wir starteten jeweils schon um 7:00 morgens und waren meist vor dem Mittag wieder zurück, die extreme Hitze bekamen wir also nie zu spüren.
Bei einem Etappenrennen, wo man jeden Tag deutlich mehr als 3 Stunden fährt, braucht man sehr viel Energie. Diese muss irgendwo herkommen. Wir assen am Abend und am Morgen jeweils wie Mähdrescher alles, was wir irgendwie runterbrachten. Mit der Verpflegung während dem Rennen hatten wir ein wenig Mühe. Feste Nahrung in der Form von Riegeln war für uns aufgrund des heftigen Atmens sehr schwierig. Die Alternative Gel hat den Nachteil, dass sie zwar kurzfristig einen heftigen Energieschub gibt, man aber danach in ein sogenanntes „Zuckerloch“ fallen kann, wenn man nicht aufpasst. Wir vertrauten trotzdem hauptsächlich auf die Energie aus Gels und Sportgetränken.

Inwieweit war die Sicherheit in Cape Town (Südafrika) ein Thema für dich?

Kapstadt und Stellenbosch empfand ich als sehr ruhige und sichere Gegenden. Es gibt dort natürlich die Slums (Kayamandi in Stellenbosch zum Beispiel), wo einem abgeraten wird dorthin zu gehen. Dort wohnen sehr viele Menschen auf engem Raum in Wellblechhütten, was ich als sehr erschütternd empfand. Wir hielten uns aber nie in diesen Gegenden auf, aber die Profis bestritten in der Woche vor dem Cape Epic in Kayamandi ein kurzes Charity-Race. Diese hatten auf jeden Fall keine Probleme, auch wenn ihre Bikes ausgesprochen teuer sind.
Ich persönlich hatte aber nie Angst, dass mich jemand ausrauben würde. Am letzen Tag probierten wir sogar die berühmten Minibus-Taxis aus (das EDA warnt vor deren Gebrauch), und trafen nur sehr freundliche und ehrlich Leute an. Beim einen Taxi hat Simon den Preis nicht richtig verstanden, gab viel zu viel Geld, und sie gaben auf den Rand genau Rückgeld. Dies kann natürlich auch anders sein, aber wir hatten wirklich keine Probleme mit der Sicherheit.

Was bedeutet dieser 40. Rang für dich persönlich? Für deine weitere Bike-Saison?

Das Resultat zeigt, dass wir auch über solche, für uns ungewohnt lange Distanzen mit den Schnellsten zumindest teilweise mithalten können. Für mich war es vor allem ein einmaliger Traum und ein cooles Abenteuer. Ich bin stolz darauf, dieses berühmte Rennen mit einem sehr illustren Teilnehmerfeld so beendet haben zu können. Es bestätigt mich in meiner Entscheidung, neben dem Bike-OL vor allem diese Saison auch mehr auf Marathon-Rennen zu setzen. Ich werde dieses Jahr die nationale Serie der Swiss Marathon Bike Classics auf der Mitteldistanz fahren. Mein Hauptschwerpunkt aber ist und bleibt der Bike-OL. Nur ist dort die “Langdistanz” mit ca. 2h Rennzeit eher ein Sprint im Vergleich zum Cape Epic…

Mehr Informationen zum Rennen unter: https://www.cape-epic.com/riders/the-2019-race/2019-route

Interview: Jacqueline Bill