Saisonbericht 2021 Miron Rulka

Was machen «Rentner», wenn sie in ihrem Leben viel Tolles erlebt haben? Genau, sie versuchen sich an einer Autobiographie. Dass ich mit 20 schon eine Autobiographie schreiben würde, wäre vielleicht etwas übertrieben und ich gehe ja auch nicht als echter «Rentner» in den Ruhestand. Ich blicke aber dankbar und wehmütig auf eine tolle Zeit als «Soubär» zurück und möchte gerne nochmals darüber berichten.

Diese Saison war nun also meine letzte bei den «Soubären» und gleichzeitig die erste volle Saison als Student. Aufgrund der Pandemie und dem Studium trainierte ich durch den Winter häufig allein und lief meine Runden einsam mit der Stirnlampe bewaffnet durch den Wald. Da waren die einzelnen Tage, an welchen wir trotzdem zusammen in kleineren Gruppen als Kader trainieren konnten grosse Highlights. Es war nicht nur toll, die Kolleg:innen wieder zu sehen, sondern es motivierte auch noch über mehrere Wochen hinaus. 

Fun O im TL Tessin

Konkret fand ein Langlauf-Tag in Kandersteg bei besten Bedingungen statt, bei welchem wir in kleineren Gruppen in einem Postenlauf mit Ski-OL bis Langlauf-Impro-Theater gefordert wurden. Der allgemein beliebte indoor-Rumpfkrafttest konnte pandemiebedingt leider nicht stattfinden (und die Trauer unter den Athleten war begrenzt😉). Dafür konnten wir im Februar an einem Sprint-Kazu im Februar an unserer Technik feilen und testen, ob wir nach dem Winter noch schnelle Beine haben. Ich kam ohne grosse Verletzungen durchs Winter-Training und war bereit für den Saisonstart.

Da aber wiederum viele Wettkämpfe nicht stattfinden konnten, beschränkte sich der Saisonstart auf ein Kazu in den Wäldern in der Nähe von Neuchatel und auf einzelne Trainingswettkämpfe nur für die Junioren. Umso erfreulicher war deshalb die Nachricht, dass das Frühlingstrainingslager des Regionalkaders trotzdem im Tessin stattfinden konnte. Ich genoss eine richtig tolle Woche in den fordernden Hängen und engen Gassen der italienischen Schweiz und hatte trotz den vielen Kastanien-Stacheln unter meiner Haut eine großartige Zeit. Speziell die Regenerationsbäder im eiskalten Ticino blieben mir gut in Erinnerung. 

Nach dem Trainingslager standen mit den Testläufen für die Junioren-WM endlich die ersten richtigen Wettkämpfe auf dem Programm. Ich fand mich aber in den Hägen oberhalb von Neuchatel nicht so gut zurecht, wie ich erwartet hatte und war ein bisschen enttäuscht von den Resultaten. Noch schlechter lief es mir an der Sprint Schweizermeisterschaft, als ich einen Posten ausliess und somit nicht klassiert wurde. Die Enttäuschung verflog aber schnell, als ich an einem Nationalen OL auf den 4. Platz lief und eine neue PB über 3000m aufstellen konnte.

Auch das Sommer-Trainingslager durfte stattfinden und ermöglichte mir eine wichtige Pause in der strengen Lernphase. Zusammen mit dem Regionalkader machte ich die Wälder und Sprintgelände im Wallis unsicher und genoss wahrscheinlich das schönste Wetter des ganzen Sommers. Im wunderbaren alpinen Gelände erkannte ich immer wieder, warum ich diesen wunderbaren Sport ausübe. Aber auch neben den Trainings gab es schöne Momente, z.B. das gemeinsame Rätseln, was die Moderatorin vom Radio Oberwallis wohl gerade gesagt haben könnte oder das gegenseitige Haare schneiden.

OL Genuss im TL Wallis

OL-Genuss im TL Wallis

Nach dem Trainingslager und mit überstandenen Prüfungen war ich bereit für die Herbstsaison. Der alljährliche Jugendcup war Motto-mässig definitiv top, aber sportlich leider ein Flop. Als Trump-Meute verkleidet und unter dem Motto: «Make Soubäre great again» starteten wir in den Wettkampf der Regionalkader. Ich macht aber leider einen Misstritt und bangte schon um den Rest der Saison.

Glücklicherweise erholte ich mich schnell und konnte and den diversen OL-Weekends auf der Bettmeralp, rund um die Marbachegg und auf dem Flumserberg in «Bijoux»-Gelände starten. Dabei lief ich solide Läufe, klassierte mich regelmässig in den Top 10 und schlug zu meiner Freude auch immer wieder Juniorennationalkaderathleten. Mein bestes Relsultat gelang mir mit einem 7. Rang an der Langdistanz Schweizermeisterschaft. 

Die Saison ging dann mit meinen letzten Kazu’s im Regionalkader zu Ende. Dazu gehörte auch der emotionale Abschied nach 6 tollen Jahren im Regionalkader. Ich entwickelte mich dabei nicht nur als Athlet, sondern genoss auch eine richtige Lebensschule. Mit 15 allein früher aus dem Trainingslager in Frankreich nach Hause fahren, einfach so für 30 Leute kochen oder auch eine «halb-legale Aktion» auf einem Golfplatz, sind nur einige Lektionen dieser Lebensschule. Dazu kommen noch die vielen Freundschaften aus dieser Zeit. Die wichtigste Lektion ist für mich aber, dass egal wie schwierig und unbekannt das Gelände (im übertragenden Sinn auch die Lebenssituation) ist, am Schluss findet man immer aus dem Wald und nach ein paar weiteren Versuchen wird man sogar richtig gut darin.

Zum Schluss möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, welche mich in dieser Zeit unterstützt haben: Bei all den Klubmitgliedern, welche mich mit diesem Sport angefixt haben und mir die Selektion ins Regionalkader ermöglicht haben (ein besonderes Merci an meinen PB Jost!), bei meinen Trainern, welche mich zu einem immer besseren OL-Läufer gemacht haben und auch bei meinen Gönnern, welche mich und das Kader finanziell unterstützt haben. Ganz speziell bedanke ich mich natürlich auch bei meiner Familie.

Ich freue mich nun auf meine Zeit in der «Elite» und hoffe, dass ich noch viele Dinge auf meiner OL-Bucketlist werde abhaken können!

Mein letzter Wettkampf als Junior