Die Saison 2021 war voller Überraschungen. Zu Beginn des Jahres war unklar, welche Wettkämpfe unter welchen Bedingungen stattfinden würden. Da stellte sich auch sehr schnell die Frage, auf was denn trainiert werden sollte. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass mehr Wettkämpfe als erwartet ausgetragen werden konnten. Dies erfreute mich sehr, so konnte ich meine Vorbereitung mit anderen Sportlern messen.

Durch ein ausgeglichenes Grundlagenausdauertraining durch den Winter konnte ich bereits bei den ersten Rennen gute Leistungen abrufen. Dieses Training bestand aus Laufen und Skilanglauf. Das Velo benutzte ich aufgrund kalter, somit unangenehmer Wetterbedingungen eher wenig. Durch das wöchentliche Fuss-OL Training der OLG Biberist SO profitierte ich stark im Bereich der O-Technik. Sobald es wärmer wurde, trainierte ich wieder mehr auf dem Bike und Rennrad. Von diesem Zeitpunkt an, wechselte das Ausdauertraining zu intensiveren sportlichen Einheiten, welche aus kürzeren Sprints und längeren Einheiten bestanden. 

Durch das Trainings-Camp des Nationalkaders Mitte April in Burgdorf, durfte ich kartentechnisch sowie auch Bike technisch von den Kader-Athleten profitieren. Durch ein Crosscountry-Staffel Training wurde die Taktik in Verfolgungssituationen trainiert, bei dem anschliessenden Bike-O fuhren wird ca. 4-6 Posten auswendig an. Dieses Training forderte das Gedächtnis heraus. 

In den darauffolgenden Wochen folgte selbständiges intensiveres Training mit dem Fokus auf der Bike-Technik. In den Sommerferien hatte ich die Möglichkeit über 2 Wochen meine Ausdauer und Technik in Pontresina auf dem Bike zu optimieren. Diese Umgebung ist dafür optimal geeignet. Sie ist in einer guten Höhe gelegen, hat grosse Anstiege (teils auch technisch anspruchsvoll) und grossartige «flowige» Trails zum «shredden» ;). Nach einer einwöchigen «Pause» im Unterland, welche natürlich auch auf dem Rennvelo verbracht wurde, stand das nächste Trainingsweekend in den Bergen vor der Tür. In der Lenzerheide durfte ich mit den Spitzenathleten meine Bike Technik verbessern. Allerdings diesmal mit «Downhill-Einheiten», dies bereitete mir sehr viel Freude. Somit fühlte ich mich bereit für die darauffolgende Wettkampfsaison.

Voller Fokus in der Zuschauerpassage

Die nationale Wettkampfsaison startete für mich in diesem Jahr sehr spät. Der erste Wettkampf war am 04. September, die Schweizermeisterschaft in der Mitteldistanz in Möhlin. Ich schaute im Voraus verschiedene Karten des Laufgebietes an und konnte im anschliessenden Rennen eine gute Leistung zeigen. Dies war der erste Schweizermeistertitel (H/U17) in diesem Jahr. Am darauffolgenden Tag fand die Schweizermeisterschaft in der Langdistanz in Frienisberg statt. Diese war für mich etwas schwieriger zu bestreiten, da sie orientierungstechnisch anspruchsvoller war. Entsprechend haben sich einige, glücklicherweise eher kleinere, Fehler eingeschlichen. Ich hatte eine optimale Route übersehen und infolgedessen Zeit eingebüsst. Es reichte jedoch noch zum ersten Rang (H/U17).

Für den Schlusslauf in Thurgau nahm ich mir vor, die Karte besser zu lesen und entsprechend etwas vorsichtiger zu fahren. Entsprechend besser ist mir dieser letzte nationale Lauf der Saison gelungen. Auch dieser konnte ich auf dem ersten Platz (H/U20) erfolgreich beenden. So darf ich national auf eine erfolgreiche, wenn auch kurze Saison zurückblicken.

Anfahrt zum letzten Posten

Internationale Bike-O Rennen waren mir bisher unbekannt. Obwohl ich von der Jugend-EM in Portugal wusste, war für mich die Teilnahme kein Thema. Als die Cheftrainerin des Kaders mich gefragt hatte, ob ich starten möchte, traute ich meinen Ohren nicht. Zudem wurde mir auch noch mitgeteilt, dass ich die Möglichkeit hätte, mit Flurin und Noah in der Junioren-Staffel zu starten. Ab diesem Zeitpunkt stieg der Druck, nicht zu versagen, von Tag zu Tag an. Als es dann so weit war und ich mich mit viel Gepäck auf den Weg zum Flughafen machte, wurden mir bereits die vermutlich häufigste Frage von Reisenden gestellt: Was ist das für ein Sport? Darauf folgte meistens immer die gleiche Erklärung: OL auf dem Fahrrad. Diese Unterhaltungen lenkten mich von den bevorstehenden Rennen ab. Somit fühlte sich die Zugfahrt nicht mehr so lange an. Den Flug nach Lissabon nutzen wir erneut, um uns mit verschiedenen Karten und Luftbildern auf die Rennserie vorzubereiten. An den Model-Events konnte ich Erfahrungen sammeln und durfte von erfahrenen Athleten und deren Routenwahlen profitieren. 

Am nächsten Tag nahm ich an meinem ersten internationalen Bike-O teil. Der Sprint war für mich ein sehr gut passender Anfang, O-technisch eher einfach und gute Strassen, um die Kraft gut zu übertragen. Trotz den guten Strassen bzw. Sandpisten, rutschte mein vorderes Rad bereits in er ersten Kurve weg, glücklicherweise verletzte ich mich jedoch nicht. Die verlorene Zeit motivierte noch mehr, diese aufzuholen. Mit dem sechsten Rang und einem entsprechenden Diplom konnte ich das Rennen abschliessen und war damit überglücklich. Bei den zwei nächsten Rennen hatte ich weniger Glück. Bei der Mitteldistanz machte ich einen grossen kartentechnischen Fehler (30. Rang) und bei der Langdistanz wurde mein Wechsler durch ein Rindenstück verbogen (34. Rang). Dies hatte zur Folge, dass ich mit einem etwas mulmigen Gefühl auf die Staffel blickte. 

Durch eine hervorragende Leistung von Flurin Schnyder, welcher als Startfahrer in der Staffel begann, hatte ich sehr gute Voraussetzungen für meine Schlaufe. Vor Beenden meines Rennes übergab ich an Noah Rieder, der wiederum eine gute Leistung zeigen konnte. Vor allem im Schlusssprint. Er überholte auf dem Zielsprint zuerst den finnischen Fahrer und konnte mit einem fulminanten Schlussprint auch noch den russischen Athleten von der Spitze verdrängen. Noah sicherte uns damit den Staffel-Europameister-Titel.

Obwohl ich am ersten internationalen Wettkampf Lehrgeld bezahlen musste, freue ich mich sehr über die zwei Erfolge. Ich hoffe, dass wir auch im nächsten Jahr wiederum tolle Bike- und Fuss-OL Anlässe erleben dürfen.

Junioren Staffel-Europameister

Vielen herzlichen Dank für die grosse Unterstützung, die ich auch diesem Jahr wieder erfahren durfte. 

Noé Henseler